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Die Broschüre „Wir wollen Alles! Und du?“ mit (größtenteils erstmals) ins Deutsche übersetzen Texten, Flugblättern und Aufrufen aus der autonomia und der 77er-Bewegung ist online veröffentlicht worden. Die Broschüre kann unter https://duenneseis.blackblogs.org/broschuere/ gelesen und heruntergeladen werden.
Nicht mehr bloß alles wollen, sondern sich einfach alles nehmen. Die Revolution wird ein Fest sein oder sie wird nicht sein. Ein unversöhnlicher Angriff auf Staat, Kapital und Arbeit. Das war die autonomia.

Die weltweite Revolte 1968 sowie der heiße Herbst 1969 mitsamt seinen intensiven Auseinandersetzungen bedeuteten zwar einen vorläufigen Höhepunkt der sozialen Kämpfe in Italien, nicht jedoch deren Ende. Die subversiven Taktiken weiteten sich über die Fabriken hinaus aus. Gleichzeitig traten in den 70er Jahren weitere Bewegungen auf: der Feminismus die Schwulenbewegung, das jugendliche Proletariat. Überall entstanden in dieser Zeit Basiskomitees, autonome Kollektive, Jugendzirkeln, Besetzungen, freie Radios, Zeitschriften: die autonomia; keine Gruppe, keine Organisation – auch wenn sie einige dazu machen wollten - und auch keine einheitliche politische Theorie, sondern ein diffuses, vielfältiges Archipel.
Dabei spielte die Kritik der zeitgenössischen Art der Politik, auch jene der bestehenden außerparlamentarischen Gruppen, eine zentrale Rolle: Gegen eine Vorstellung von Politik, die von außen an die Kämpfe herantritt und diesen einfach eine vorgegebene Strategie aufzwingen will. Gegen eine Politik, die vom eigenen Leben getrennt abläuft. Die Kämpfe sollen im Ausgang von den eigenen Begehren geführt werden.
Im Rahmen der autonomia – und darüber hinaus – breiteten sich schließlich zahlreiche „autonome“ Lebensformen aus: Besetzungen, Selbst-Reduktion der Tickets, Rechnungen und Preise, politische Einkäufe. Der Versuch sich bereits jetzt – soweit es eben möglich ist – den vorhandenen gesellschaftlichen Reichtum anzueignen, die befreite Gesellschaft in den bestehenden Kämpfen ein Stück weit zu antizipieren. Wie es einer, der dabei war, formuliert: Sie haben uns dafür zahlen lassen, aber wir hatten eine großartige Zeit.