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Broschüre: Switch off – Radikale Interventionen gegen die Erdzerstörung

 

Erdzerstörung, Umweltzerstörung, Naturzerstörung, Klimawandel, Klimakatastrophe, Anthropozän, Kapitalozän, Ökozid… die Begriffe unterscheiden sich mit welchen versucht wird die gegenwärtige soziale und ökologische Katastrophe zu beschreiben – doch der Kern ist derselbe: die Grundlage für unser Leben auf diesem Planeten droht durch den industriellen Kapitalismus ganz grundsätzlich zerstört zu werden. Wir sitzen richtig tief in der Scheiße.

Die Herrschaft eines patriarchalen und kolonialen Staatensystems hat sich auf dem ganzen Erdball ausgeweitet – und das Aufkommen des industriellen Kapitalismus hat es diesem erlaubt, dessen Möglichkeiten der Ausbeutung und Zerstörung von Natur und Erde um ein Vielfaches zu beschleunigen und zu intensivieren. So befinden wir uns nun da, wo wir sind, in einer hoch-technologischen Überflussgesellschaft, in der wir derart von unserer Umgebung, der Natur und deren Zerstörung entkoppelt und entfremdet sind, dass wir gar nicht mehr nachvollziehen können, was wir konsumieren, welche Chemikalien und Pestizide in unserem Essen und Wasser sind, aus welchen Minen die Rohstoffe all dieser von uns konsumierten Produkte entstammen und wie, wo und womit all der verbrauchte Strom generiert wird. Und vor allem welche Zerstörung mit all dem einhergeht. Diese Entfremdung ist die Vorbedingung für die „grüne Lüge“, die uns momentan unter dem Deckmantel der sogenannten „Energiewende“ weis machen soll, dass der Kapitalismus nun durch neue technologischen Innovationen ökologisch werden soll: eine gigantische technologische Innovationsoffensive, die neue Energienetze ausbaut – neue Rohstoffe werden ausgebeutet, neue Logistiknetze geschaffen und neue Konsummöglichkeiten dargeboten. Die Naturzerstörung und -ausbeutung durch extraktivistische und industrielle Projekte kriegt im Rahmen dieser „ökologischen“ Innovationsoffensive des „grünen“ Kapitalismus lediglich einen neuen Anstrich – spätestens in ihrer realen Umsetzung wird jedoch ihr wahres Gesicht als Teil einer kapitalistischen Neustrukturierung innerhalb des globalen industriellen Netzes deutlich. Denn in den tatsächlichen Bedingungen der Ausbeutung und Zerstörung entlarvt sich immer der Kern des patriarchalen und kolonialen Projekts: die Unterwerfung und Ausbeutung von Erde und Mensch zu Gunsten von Profit und Macht.

Artensterben, Luftverschmutzung, Kohlendioxid, Mikroplastik, Vergiftung der Böden, Wasserknappheit, Waldsterben, Dürrewellen, Waldbrände, Überschwemmungen… Es gibt viele Wörter und Blickwinkel mittels welchen man versuchen kann zu fassen, wie drastisch die gegenwärtige Erdzerstörung ist. Letztendlich geht es jedoch nicht darum, welche Wörter wir verwenden, wenn wir über all das sprechen, denn diese Wörter sind in aller Munde und die Tatsache, dass es ein Bewusstsein für die stattfindende Naturzerstörung gibt, scheint in keiner Weise zu bedeuten, dass sich an dieser etwas ändert. Deswegen geht es letztlich darum, ob und wie wir gegen diese Erdzerstörung handeln.

In Deutschland hat sich in den letzten Jahren das Panorama des Widerstandes im Kampf gegen die Erdzerstörung erweitert und vergrößert: es hat sich eine Bewegung entwickelt, durch welche es zu einer Unmenge an Waldbesetzungen, Protestaktionen und Widerstand gegen neue kapitalistische Projekte kam. Die Methoden, Aktionsformen und Ideen sind zahlreich und oft widersprüchlich. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen waren die Kämpfe der letzten Jahre für viele von uns ein Punkt an dem sich angeregte Diskussionen, rebellische Erfahrungen und kämpferische Perspektiven kristallisierten. Vor diesem Hintergrund verfassten „einige Anarchist*innen, Autonome und Sozialerevolutionär*innen“ einen Aufruf, um eine Initiative zu schaffen, die sich nicht an den aktivistischen Terminkalender bindet – eine Initiative, die nicht auf die nächste Räumung einer Waldbesetzung wartet, um in die Offensive zu gehen. Eine Initiative, welche zum einen eine Analyse vornimmt, welche nicht nur das „alte“ kapitalistische System aufs Korn nimmt, sondern auch dessen gesamte neue „grüne“ Innovationsoffensive und somit ebenso die „alternativen“ Facetten der Erdzerstörung, die in Teilen der Umwelt- und Klimabewegung immer noch als rettender Ausweg aus der gegebenen Notlage gesehen werden. Und andererseits eine Initiative, welche nicht nur die ganzen staatlichen Pseudolösungen und -angebote ablehnt, sondern die Kooperation mit dem herrschenden System als solchen. Eine Aufruf zur Revolte also, ein simpler Vorschlag: Greifen wir die Strukturen an, die von der Zerstörung der Erde profitieren. Organisieren wir uns im Angesicht der andauernden sozialen Konflikte selbst – in kleinen, agilen Gruppen, auf Vertrauen basierend – anstatt auf die großen Organisationen zu hoffen, die alle das Spiel der Macht und des Spektakels spielen. Nehmen wir unsere Verantwortung wahr, den Ist-Zustand der allumfassenden Zerstörung nicht länger hinzunehmen und ziehen jene zur Verantwortung, die diesen Ist-Zustand aufrecht erhalten. Schaffen wir eine wilde und rebellische Bewegung gegen die Zerstörung der Erde, welche sich nicht mit Reformen, Augenwischerei und Machtspielchen zufrieden gibt. Revoltieren wir im Angesicht der industriellen Zerstörung aller Lebensgrundlagen und schaffen eine Welt frei von Erdzerstörung, Unterwerfung, Kolonialismus, Patriarchat und kapitalistischem Scheißdreck.

Die folgenden Texte sind eine kleine Dokumentation. Es werden Aufrufe, Analysen und Angriffe dokumentiert, die im Kontext der Initiative „Switch off – the system of destruction“ entstanden sind oder die wir einfach spannend fanden. Die Angriffe wurden in Themenfelder unterteilt, um ihre gemeinsame Stoßrichtung deutlich zu machen. Es werden auch zwei internationale Beiträge dokumentiert, welche klar machen, dass der Kampf gegen die Zerstörung der Erde natürlich keine Grenzen kennt. Zum Schluss der Broschüre befindet sich noch ein Gespräch einiger Gefährt*innen, welche von ihren Gedanken und Ideen zu der Initiative „switch off!“ berichten und einige spannende Punkte diskutieren. Viel Spaß beim Lesen!