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Selbstfahrende Fahrzeuge benötigen Kameras, die die Umgebung filmen. Je nach technischer Auslegung werden Autos dadurch zu mobilen Überwachungskameras. Für Tesla könnte das nun zum Problem werden.

Die Einfahrt zum Entwicklungszentrum eines deutschen Autobauers. Prototypen passieren die Schranke, mal mit seltsamen Aufbauten versehen, mal mit einer Tarnfolie beklebt, die das Design verschleiern soll. Hin und wieder fährt auch ein Tesla durch die streng gesicherte Zufahrt. Die Modelle des US-Herstellers werden hier Probe gefahren, in ihre Einzelteile zerlegt, analysiert – vom Elektroweltmarktführer lernen heißt siegen lernen. Und auf eines achten die Leute vom Werksschutz genau: Kein Tesla kommt mit funktionierenden Kameras aufs Gelände.

Denn Teslas sind rollende Spione – nirgendwo weiß man das besser als in den Zentralen der Autohersteller. Bis zu acht Außenkameras nehmen die Umgebung auf, eine weitere Kamera filmt das Geschehen im Innenraum. Die Teslas nutzen die Sensoren für das autonome Fahren.

Die lernenden Autos sollen während der Fahrt die richtigen Entscheidungen treffen – und aus dem Fahrgeschehen Schlüsse ziehen. Deshalb schickt Tesla die Daten über das Internet an zentrale Rechner, speichert sie, wertet sie mithilfe künstlicher Intelligenz aus.

Würden die Securityleute des deutschen Autobauers die Linsen der Tesla-Kameras nicht verkleben, könnten sie gleich auch Industriespione aufs Gelände lassen, die Fotos von neuen Modellen schießen und täglich in die USA melden, was die Konkurrenz gerade erforscht und vorbereitet.

Was bei den Autobauern schon lange bekannt ist, hat nun auch die ersten deutschen Behörden auf den Plan gerufen. In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass die Berliner Polizei aus Gründen des Datenschutzes Einfahrtsverbote für Teslas (und womöglich auch für andere Autos mit Kameras) plant. Bundeswehr, Geheimdienste, andere Behörden könnten folgen. Aber auch viele Firmen, Organisationen, Ärzte oder Verbraucher müssen sich fragen, ob sie die mobilen Überwachungskameras auf ihren Parkplätzen haben möchten.

Tesla offeriert nicht nur eine Dashcamfunktion, die beim Fahren ständig filmt. Ein sogenannter „Wächtermodus“ fertigt auch gestochen scharfe 360-Grad-Videoaufnahmen von der Fahrzeugumgebung an. Kommt jemand einem geparkten Tesla zu nah oder versucht gar einzubrechen, wird das optisch festgehalten und gespeichert, und zwar die zehn Minuten vor dem Vorfall und die 30 Minuten danach. Seit Kurzem erlaubt Tesla die Abfrage dieser Kameras auch aus der Ferne, via App.

Wer also wissen will, was gerade in der Umgebung seines Autos geschieht, kann das jederzeit tun und dabei zwischen den acht Kameras wechseln. Wird der Tesla entsprechend geparkt, lässt sich auch die Umgebung aus der Ferne ausspähen. „Früher mussten Detektive mit Kameras im Auto ausharren“, sagt der Entwickler eines Autobauers, „nun sitzen sie mit der Tesla-App zu Hause auf dem Sofa.“

Seit vergangenem Jahr sind Tesla-Fahrzeuge auch mit einer Innenraumkamera ausgestattet. Sie soll die Aufmerksamkeit des Fahrers überwachen, wenn dieser das Fahrassistenzsystem Autopilot nutzt. Tesla beteuert, dass bei der Innenraumüberwachung keine Daten das Fahrzeug verließen. Es sei denn, der Fahrer teile sie ausdrücklich, ähnlich wie bei der Dashcam während des Fahrens.

Mercedes-Benz speichert nicht

Tesla nutzt die übertragenen Daten, um sein Fahrassistenzsystem zu schulen. Allerdings, versichert der US-Fahrzeughersteller auf seiner Webseite, „bleiben die Kameraaufzeichnungen anonym und werden nicht mit Ihnen oder Ihrem Fahrzeug in Verbindung gebracht“. Es gibt allerdings Ausnahmen bei „sicherheitsrelevanten Vorfällen wie eine Fahrzeugkollision oder beim Auslösen von Airbags“. Das bedeutet, dass Tesla die Daten sehr wohl zuordnen kann. Auch wenn der Autobauer beteuert, es nur in diesen besonderen Fällen zu tun.

Dass es auch anders geht, zeigt Mercedes-Benz mit dem E-Auto EQS. Das Auto der Stuttgarter, das bereits einen höheren Autonomiegrad als Tesla hat (Level 3 statt Level 2), nutzt ebenfalls Außen- und Innenkameras für das hoch automatisierte Fahren. Doch der EQS wurde gemäß der strengen europäischen Datenschutzvorschriften entwickelt. Heißt konkret: Die Aufnahmen werden, wie der Hersteller betont, nur in Echtzeit verarbeitet. Sie verlassen das Auto nicht, werden nicht versendet – und auch nicht auf externen Servern gespeichert.

[siehe auch https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/06/tesla-verbot-polizei-berlin-rudert-zurueck.html ]