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Herzschrittmacher statt Rücküberstellung – Majas Zustand zunehmend kritisch

von Perspektive Online

Seit 36 Tagen befindet sich Maja T. bereits im Hungerstreik, das hat schwerwiegende Folgen für die Gesundheit. Nach einem Telefonat geben Vater Wolfgang Jarosch und das Solidaritätskomitee ein Update: Die Lage wird zunehmend lebensgefährlich. Majas Ärzte drohen einen Herzschrittmacher einzusetzen.

Maja T. ist eine non-binäre Person, der vorgeworfen wird, am sog. Tag der Ehre – einer traditionellen Nazidemo in Budapest – Faschist:innen angegriffen zu haben. Nachdem Maja rechtswidrig in einer Nacht-und-Nebel-Aktion an Ungarn ausgeliefert wurde, hat Maja nun nach einem Jahr Folterknast am 5. Juni einen Hungerstreik gegen die miserablen Haftbedingungen, für die Rücküberstellung nach Deutschland und für einen fairen Prozess gestartet. Inzwischen hat sich Majas Zustand so stark verschlechtert, dass Maja in ein Haftkrankenhaus verlegt wurde.

Begleitet wird der Hungerstreik von einer breiten Solidaritätsbewegung in Deutschland. Kontinuierlich finden Kundgebungen, Demos und zuletzt auch eine Petition mit über hunderttausend Unterschriften statt. Majas Vater reiste zu Fuß von Jena nach Berlin, um die Petition dem Auswärtigen Amt zu übergeben. Trotzdem bleibt ein Handeln der Politik aus.maja

Der gesundheitliche Zustand wird rapide schlechter

Aus dem neuesten Telefonat mit Maja und der ärztlichen Beratung geht hervor, dass das EKG eine Herzschlagfrequenz von teilweise 30 gemessen hat, normal wären bei einem gesunden erwachsenen Menschen ca. 60-80. Es drohen Ohnmachtsanfälle und Herzstillstand.

Majas Ärzte wollen nun einen Herzschrittmacher einsetzen und es steht in Raum, dass Maja in ein normales Krankenhaus verlegt wird. Nur dort sei ein 24-Stunden-EKG zur kontinuierlichen Überwachung von Majas Zustand möglich. In einem normalen Krankenhaus wäre Maja jedoch rund um die Uhr ans Bett gefesselt, da offiziell die Sicherheitsstandards nicht gewährleistet werden könnten.

Gleichzeitig hat Maja 14 Kilogramm abgenommen und wiegt mit Kleidung nur noch 66 Kilogramm, alle Körperfettreserven sind aufgebraucht und körpereigene Proteine werden bereits abgebaut. Es stehen starker Muskelabbau und Organschäden bevor. Maja stellt also alles andere als ein Sicherheitsrisiko für Ärzte und Pflegepersonal dar. So sieht es Majas Vater, er nennt die Maßnahme „grausam und medizinisch nicht erforderlich“

Majas Vater fordert: „Gegen Majas Willen darf in keinem Fall ein Herzschrittmacher eingesetzt werden.“

Es würde gegen Majas Patientenverfügung verstoßen und so das Recht auf Selbstbestimmung brechen. Die ungarischen Ärzte haben jedoch bereits mit einer Zwangsernährung gedroht und erklärt, Majas Patientenverfügung bewusst nicht zu beachten. Dies wäre ein Schritt, der in Deutschland eine Straftat darstellen würde. Außerdem würde ein Herzschrittmacher laut Jarosch auch nicht helfen, da die niedrige Herzfrequenz eine Konsequenz des Hungerstreiks ist.

In einer Pressemitteilung fordert Majas Vater zudem das Auswärtige Amt erneut auf, Maja endlich nach Deutschland zurückzuholen und keine weiteren Angeklagten im Budapest-Komplex an Ungarn auszuliefern. Aktuell ist zum Beispiel der Antifaschist Zaid weiterhin von einer Auslieferung und damit menschenunwürdiger Folterhaft bedroht.

Inzwischen hat sich Maja auch selbst zu Wort gemeldet: In einem Statement erklärt die Antifaschist:in, wie ihr Isolationshaft und Hungerstreik zusetzen und massive Kraftlosigkeit verursachen. „Trotzdem stehe ich auf, halte aus, bäume mich auf und lächle. Doch gut geht es mir nicht mehr.“

Auch Maja beklagt das ausbleibende Handeln der deutschen Regierung und beschreibt, wie es ihr Angst und Hoffnungslosigkeit bereitet: „Was, wenn die Ignoranz weiter anhält? […] Die Ungewissheit, ob es von Seiten der Verantwortlichen ehrliche Ambitionen gibt, das mir widerfahrene Unrecht, die rechtswidrige Auslieferung und die anhaltende Bestrafung wieder gutzumachen. Bis heute höre ich kein Wort darüber […] nur ferne, hinhaltende Worte. Frage mich, ob sie mich so lange hinhalten wollen, bis mein Herz versagt.“

Die Bundesregierung schaut weg

Mittlerweile fordern auch einige prominente Politiker:innen von den Grünen und der Linkspartei die Rücküberstellung nach Deutschland, doch von höchster politischer Stelle bleibt Aufmerksamkeit für den Fall weiter aus. Selbst die italienische faschistische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte im Fall von Ilaria Salis, einer weiteren im Budapest-Komplex angeklagten Antifaschistin, durch diplomatische Bemühungen Hafterleichterungen erreicht.

Die Bundesregierung, die Maja illegal ausgeliefert hat, hält jedoch weiter an ihrem Kurs fest. Sollte Majas Hungerstreik mit dem Tod enden, wäre die deutsche Regierung damit für diesen mitverantwortlich.